Cover JESWTR 31 2023

Abstract:

Karin Hügel, "Queere Lesarten jüdischer männlicher Prostitution in der Antike. Mischna Horayot 3,7 und zwei verschiedene rabbinische Traditionen im Anschluss an Tosefta Horayot 2,5-6".

In der Antike konnten nicht nur arme jüdische Frauen und Kinder, sondern auch arme jüdische Männer und Knaben in ausweglose Situationen sexueller Ausbeutung durch die Machthabenden geraten. In der Halacha findet sich ein Hinweis auf den Umgang mit jüdischen Prostituierten. Wenn ein jüdischer Mann und eine jüdische Frau in ein Bordell verkauft wurden, sollte nach Mischna Horayot 3,7 zuerst der Mann freigekauft werden. Im Anschluss an diese Textstelle der Mischna erwähnt eine Erzählung in Tosefta Horayot 2,5-6 eine Begegnung zwischen einem Rabbi und einem Jerusalemer Kind mit schönen Augen und gutem Aussehen, welches zur Prostitution bestimmt war. Interessanterweise war der Rabbi bereit, es freizukaufen, und musste dafür eine große Summe an Geld zahlen. Diese Anekdote in Tosefta Horayot 2,5-6 wurde in späteren jüdischen Schriften unterschiedlich weiterentwickelt, wobei zwei verschiedene rabbinische Traditionen erkennbar sind: Nach dem palästinischen Talmud Horayot 3,7,48b trifft Rabbi Jehoschua ben Chananja auf eine Figur, die sowohl auf den jungen biblischen David im ersten Samuelbuch 16,12 als auch auf den Geliebten im Hohelied anspielt. Im babylonischen Talmud Gittin 58a und im Midrasch zu den Klageliedern 4,4 zu Klgl 4,2 wird diese Figur jedoch mit Rabbi Jischmael ben Elischa identifiziert. Im Zusammenhang mit diesen rabbinischen Traditionen werden queere und feministische Fragestellungen diskutiert.

  • Karin Hügel, "Queer Readings of Jewish Male Prostitution in Antiquity: Mishnah Horayot 3:7 and Two Different Rabbinic Traditions Based on Tosefta Horayot 2:5-6", in: Martina Bär/Anne-Claire Mulder/Agnethe Siquans/Mireia Vidal Quintero (Hg.), Confronting Gender Polarity and Nationalism, Journal of the European Society of Women in Theological Research/Revista de la asociación europea de mujeres en la investigación teológica/Jahrbuch der Europäischen Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen, Band 31, Peeters, Leuven 2023, 115-136.
  • ESWTR-Jahrbuch 31/2023
    VI-157 Seiten
    ISBN: 9789042952058
    ISSN: 1783-2454
    eISSN: 1783-2446
    OLP: EUR 50,00

    Abstract in den Online-Zeitschriften Peeters
    Online-Zeitschriften Peeters

    Dieser Artikel wurde auf der jährlichen Konferenz der European Association of Biblical Studies am 4.8.2021 an der Universität Wuppertal in Deutschland, auf dem internationalen Treffen der Society of Biblical Literature am 20.7.2022 an der Universität Salzburg in Österreich und auf der interdisziplinären Konferenz zu feministischen Theologien, Religion und nachhaltiger Demokratie in den nordischen Ländern und Europa "Geschlechterpolarität und Nationalismus entgegentreten" am 26.8.2022 an der Universität Regensburg in Deutschland vorgetragen.

    Abstract: Die Sünde Sodoms als Fremdenhass im Buch der Weisheit 19,13–17

    Abstract: Queere Auslegungen der Liebesgebote aus Levitikus

    Abstract: Jüdische gesetzliche Auslegungen zu weiblicher Homoerotik

    Abstract: Lesungen für Segnungsfeiern gleichgeschlechtlicher Paare, queer ausgelegt

    Abstract: König Davids Entblößung beim Tanz. Eine queere Lesart von 2 Samuel 6

    Abstract: Queere Aneignungen von David und Goliat. Künstlerische Selbstporträts als besiegte Knabenliebhaber

    Abstract: Eine queere Lesart von Kohelet 4,9-12

    Abstract: Queere Lesarten des Hohelieds

    Abstract: Eine queere Lektüre von Josef: Jüdische Interpretationen des schönen jungen Manns aus der Hebräischen Bibel

    Zurück zu den Publikationen